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Porto

Porto

Wenn ich an Porto denke, sehe ich Licht auf altem Granit, rieche Portwein in alten Kellern und höre das Knarzen alter Holzboote auf dem Douro. Diese Stadt ist anders. Ehrlicher. Dicht und tief. Während Lissabon tanzt, denkt Porto nach – und genau das hat mich gepackt.

 

Zwei Seiten, eine Seele

Porto hat zwei Gesichter. Auf der einen Seite das historische Zentrum mit seinen steilen Gassen, bunten Kacheln und Häusern, die aussehen, als würden sie jeden Moment eine Geschichte erzählen. Auf der anderen Seite Gaia – die Stadt der Portweinkeller, verbunden durch die eindrucksvolle Dom-Luís-I-Brücke, die wie ein Band über dem Fluss liegt.

Ich bin über diese Brücke gelaufen, ganz oben, mit Blick auf die Dächer, auf den Fluss, auf den Sonnenuntergang. Der Wind hat geweht, und für einen Moment war alles ruhig – obwohl unter mir das Leben tobte. Das war einer dieser Augenblicke, die man nicht vergisst.

 

Ein Geschmack wie ein Gedicht

Porto schmeckt nach Salzwasser, nach Feuer und Fass. Nach Sonne auf der Haut und alten Geschichten im Glas. Ich habe verschiedene Portweine probiert – Weiß, Ruby, Tawny – und jeder davon hatte seinen eigenen Charakter. In den Kellern von Gaia riecht es nach Holz und Geduld. Es ist ein Ort, an dem man Zeit anders spürt.

Einer der kulinarischen Höhepunkte war für mich das Restaurant Seiva in Leça da Palmeira – ein Stück draußen, aber jede Minute Fahrt wert. Kein großes Spektakel, keine Show – einfach pures, pflanzliches Handwerk, zubereitet mit Hingabe und Tiefe. David Jesus versteht es, aus dem Einfachen etwas Besonderes zu machen. Leicht, modern, aber mit Seele.

Und dann – natürlich – die Francesinha. Dieses dekadente Sandwich, das wie ein Liebesbrief an die portugiesische Küche ist. Deftig, schwer, herzhaft. Danach braucht man eigentlich nur noch einen Spaziergang am Douro – oder ein kleines Nickerchen.

 

Eine Stadt im Aufbruch

Porto verändert sich. Überall wird renoviert, gedacht, gewagt. Neue Cafés, junge Ideen, moderne Konzepte – aber alles im Takt der Stadt. Porto wird nie laut sein. Nie zu schnell. Sie bleibt sich treu, auch wenn sie sich bewegt. Und das macht sie so besonders.

Ich habe es geliebt, durch die Viertel zu laufen, wo Altes auf Neues trifft. Wo eine Oma mit Einkaufstasche an einem Designhotel vorbeigeht, als wäre das das Normalste der Welt. Porto lebt diesen Wandel – aber ohne sich zu verlieren.

 

Mein Fazit – Porto bleibt

Porto bleibt. Mit ihrer Wärme, die nicht von der Sonne, sondern von den Menschen kommt. Mit ihrem Licht, das goldener ist, weicher. Mit dem Geschmack von frisch gegrillten Sardinen, von Zitronencreme, von Rotwein am Fluss.

Wenn ich es noch einmal machen würde, dann würde ich beides verbinden: erst Lissabon, dann Porto. Erst der Glanz, dann die Tiefe. Erst der Tanz, dann der Herzschlag. Und dazwischen – der Zug entlang der Küste. Diesmal lasse ich ihn nicht aus.

Porto hat mich berührt. Nicht laut. Nicht spektakulär. Sondern leise, herzlich – und auf eine Weise, die bleibt.