
Dublin
Ich gebe es zu – mit Dublin hatte ich nicht gerechnet. Oder besser gesagt: nicht so. Ich hatte Wind erwartet, Regen, dunkle Pubs und Whiskey in schweren Gläsern. Stattdessen habe ich vier Tage Sonne bekommen. Goldenes Licht auf roten Ziegeln, ein leuchtendes Meer und eine Stadt, die sich geöffnet hat wie ein gutes Buch. Dublin hat mich überrascht. Und genau das macht sie so besonders.
Stadt mit Charakter
Dublin drängt sich nicht auf. Sie schreit nicht nach Aufmerksamkeit. Stattdessen wartet sie – und wenn man bereit ist hinzuschauen, zeigt sie ihre wahre Schönheit. Zwischen den alten Backsteinhäusern und bunten Türen liegt eine stille Kraft. Es ist diese Mischung aus Geschichte, Musik und Menschlichkeit, die Dublin so nahbar macht.
Ich habe durch Viertel gestreift, bin stehen geblieben, wo jemand Geige spielte, habe in Cafés gesessen, die nach Butter und Geschichten dufteten. Und plötzlich war ich mittendrin – in einer Stadt, die nicht perfekt sein will, sondern ehrlich. Eine Stadt, die ihre Ecken nicht versteckt, sondern sie mit Stolz trägt.
Wo das Herz schlägt – im Pub
Wenn Dublin eine Seele hat, dann sitzt sie auf einem Barhocker, mit einem Pint Guinness in der Hand. Die Pubs sind das Herz dieser Stadt. Warm, lebendig, laut und doch vertraut. Man kennt sich nicht – aber man ist sich nah. Ich habe Abende erlebt, die so irisch waren, wie man es sich nur wünschen kann: Live-Musik, Stimmengewirr, ein paar Tropfen Bier auf dem Tresen und Menschen, die dich anlächeln, als wärst du schon immer da gewesen.
Hier trinkt man nicht, um zu vergessen – sondern um gemeinsam zu sein. Und das ist vielleicht das Schönste an Dublin.
Geschmack von Irland
Kulinarisch hatte ich wenig erwartet – und wurde umso mehr überrascht. Dublin hat sich gemausert. Austern aus Galway, frischer Fisch, cremiges Kartoffelpüree, Butter, die schmeckt wie Sonne. Und dann diese kleinen, ehrlichen Lokale, die moderne Küche mit Seele servieren – ohne viel Chichi, aber mit umso mehr Geschmack.
Besonders in Erinnerung geblieben ist mir ein Ausflug nach Howth. Nur eine halbe Stunde raus aus der Stadt – und man sitzt am Meer, hört Möwen, riecht Salz und isst fangfrischen Hummer, als wäre das das Normalste der Welt. Ein Glas Weißwein dazu, der Blick aufs Wasser – und man versteht, was Glück bedeutet.
Eine andere Art von Süden
Dublin ist nicht leicht. Sie ist kein Ferienort, kein Postkartenidyll. Aber sie hat Tiefe. Und Herz. Die Menschen sind direkt, aber nie unfreundlich. Stolz, aber nie abweisend. Es ist diese Mischung aus Herzlichkeit und Ehrlichkeit, die bleibt.
Dublin ist nicht wie der Süden Europas, wo alles leicht wirkt. Dublin ist geerdet. Eine Stadt mit Ecken. Mit Seele. Mit Haltung.
Mein Fazit – Dublin bleibt
Wenn die Sonne scheint, zeigt Dublin ihr Herz. Und ich hatte das Glück, genau das zu erleben. Kein Regen, kein Grau – sondern Licht, Wärme und eine Stadt, die nicht laut ruft, aber lange nachklingt.
Ich bin nach Dublin gekommen mit Erwartungen – und gegangen mit Erinnerungen. An Musik auf der Straße, an Gespräche im Pub, an Butterbrot mit Salz und ein Pint in der Hand.
Dublin ist nichts, was man nur besucht. Dublin ist etwas, das man mitnimmt. In Gedanken. Im Herzen. Und vielleicht – irgendwann – wieder im Koffer.



